Unterwegs auf dem bayerischen Jakobsweg
„Öffne dich der Natur und du entdeckst dich als Teil des Ganzen“. Unter diesem und vielen weiteren Segen-sprüchen traten wir Montag morgens unsere langersehnte Wanderung auf dem bayerischen Jakobsweg an. Startend bei der Jakobskirche in München liefen wir bei strahlendem Sonnenschein die Isar entlang. Nach ein paar Stunden machten wir eine Pause am Georgenstein und konnten dort unsere Füße am Flussufer abkühlen. Auf den letzten Kilometern bekam unsere anfängliche Motivation doch leichte Risse, da uns das hügelige Auf und Ab ganz schön zum Schwitzen brachte. Trotzdem reichte die Kraft bei manchen noch aus für einen finalen Endsprint zu unserem Ziel Kloster Schäftlarn. Stolz holten wir unseren ersten Pilgerstem-pel. Nach der Besichtigung der Kirche sowie einiger Lockerungsübungen für die Beine, hatten wir wirklich unser Abendessen verdient. Nachdem die Übernachtung im Zelt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel, wurde im Speisesaal eine Art Matratzenlager errichtet, das einigen von uns schon eher einen Einblick in die spartanischen Pilgerstätten des echten Jakobsweges gab.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Possenhofen. Auf der Suche nach Proviant für den Tag mussten wir erstmals einen der steilsten Aufstiege der ganzen Wanderung bewältigen und kamen mit roten Köpfen beim Supermarkt an. Danach ging es zum Glück flach weiter, bis wir mittags dann den Starnberger See erreichten und dort in Percha eine kleine Pause machten. Vorbei an Badegästen liefen wir nun an der Seepromenade entlang und zogen mit unseren vollgepackten Rucksäcken doch einige neugieri-ge Blicke auf uns. Erschöpft, aber dennoch glücklich kamen wir am Spätnachmittag in Possenhofen an und dank des schönen Wetters konnten wir noch im See schwimmen gehen.
Auch wenn wir es nicht zugeben wollten, taten den meisten von uns die Füße ziemlich weh, trotzdem setz-ten wir tapfer unsere Reise am nächsten sowie letzten Tag weiterfort. Wie schon an den anderen Tagen begannen wir unseren Tag mit einem kleinen Morgenimpuls bevor wir uns auf den Weg nach Andechs machten. Leider kamen wir dort nicht trocken an. Noch nie freuten wir uns über Regen so sehr. Doch die anfänglich willkommene Abkühlung dauerte mehrere Stunden und so kamen wir bei Andechs pitschnass und triefend an. Auch hier holten wir uns nach der Besichtigung des Klosters unseren verdienten Pilger-stempel ab und nahmen unsere letzte Kraft zusammen, um nach Utting zu gelangen, wo uns die S-Bahn zurück nach München brachte.
Auf der Fahrt ließ ich die Ereignisse nochmal Revue passieren und in gewisser Weise entdeckte ich mich durch das Wandern in der Natur als Teil des Ganzen, wie uns der Segensspruch vorausgesagt hatte. Als Teil einer Gruppe die zusammen gewachsen war unterwegs auf dem bayerischen Jakobsweg.
Daphne Grauer, Q12